Kirchen & Kapellen in Vianden

Es bereitet stets Vergnügen, über die Kirchen von Vianden zu schreiben. Doch, mit welcher soll man beginnen? Man hat die Wahl: Mit der ältesten, mit der bedeutendsten, mit der am höchsten gelegenen, welches die Burgkapelle und vermutlich dazu die älteste wäre. Doch es scheint sinnvoller, einem kurzen Abriss über die Pfarrgeschichte der Stadt Vianden Vorrang zu geben. Diese ist ein Netz, welches alles umspannt und zusammenhält, wodurch die historischen, baulichen und pfarrlichen Zusammenhänge leichter zu überblicken sind.

Wie weit die Ursprünge der Pfarrgeschichte zurückreichen, liegt im Dunkeln, doch seit den Zeiten der Templer ist vieles belegt. Vianden unterstand pfarrlich diesem Ritterorden, welcher während der Zeit der Kreuzzüge von den Viandener Grafen die Kirche von Roth anvertraut bekam, es dürfte noch vor 1150 gewesen sein. Graf Heinrich allerdings veranlasste den Trinitarierorden Mitte des XIII. Jahrhunderts (1248) in seine Stadt, in seine Grafschaft zu kommen und ließ ihm gleich Kloster und Kirche errichten. Die Tempelherren ihrerseits waren keineswegs damit einverstanden, andern die Pfarrei Vianden zu überlassen.

Der Graf hingegen (zu diesem Zeitpunkt Philipp I., Sohn von Heinrich, welcher wohl von einem Kreuzzug nicht zurückgekommen war) gab nicht nach und es entstand Streit, welcher sich derart steigerte, dass über den Burgherrn sogar zeitweise der Kirchenbann verhängt wurde, bis Vianden schließlich nach vielem Hin und Her in zwei Pfarreien aufgeteilt wurde. Bis die Klosterkirche Pfarrkirche sein durfte, diente vorübergehend, von 1256 bis 1266, die Burgkapelle als solche von Ober-Vianden, betreut von den Trinitariern, während die Unterstadt den Templern verblieb, mit der Rother Kirche als Pfarrkirche. Bis zum Jahr 1802 blieben diese Verhältnisse gewahrt, nur dass nach der Ausrottung des Templerordens im Jahr 1312 die Johanniter dessen Nachfolge übernahmen, und somit Pfarrherren von Unter-Vianden wurden.

Erst nach der Aufhebung des Trinitarierklosters im Jahr 1783 durch Kaiser Joseph II., sowie die turbulenten Umstände der französischen Revolution geschah die Zusammenlegung beider Sprengel und seither dient die Trinitarierkirche der ganzen Stadt Vianden als Pfarrkirche. Diese soll mithin vorangestellt sein.

Die Trinitarierkirche

Zu ihrer Baugeschichte: Von einem romanischen Vorbau sind noch etliche Zeugen und Spuren sichtbar geblieben, doch es ist kaum etwas darüber bekannt. Es erübrigt sich mithin, weiter darauf einzugehen. Im frühgotischen Stil von 1248 bis 1252 erbaut, ist das Viandener Gotteshaus eine zweischiffige Hallenkirche, mit jeweils fünf Jochen; das linke Schiff war für die Viandener Bürger bestimmt, während das rechte den Klosterleuten vorbehalten blieb, welche vor allem hier ihre letzte Ruhestätte fanden.

Die Anfügung eines Chores im rechten, dem sogenannten Mönchsschiff, geschah im Jahr 1644, unter Minister Peter Ernst Korff Wiltzius (im Trinitarierorden trugen die Klostervorsteher den Titel Minister). Zwei Besonderheiten sind diesem Anbau zu eigen, vor allem die gewollte Biegung der Schiffs- zur Chorachse um acht Grad, den Tod des Heilands symbolisierend (er neigte sein Haupt und starb); zum andern hat man einen hellgelben Sandstein innen für Gurte, Bögen und Konsolen verwendet, während der ursprüngliche Stein der Kirche rot ist, auch außen am Chor und an dessen Fenstern.

Im Jahr 1693 wurde durch Minister Bruno Thandel eine Orgel errichtet und für diese eigens eine Empore erbaut an der hinteren, der Westseite im Mönchsschiff; diese war nur vom Kloster aus, von oben her, zugänglich, war sie doch nur für die Klosterinsassen bestimmt, zu welchen auch der Organist gehörte.

1732 wurde das Nordportal, als Erleichterung für das Betreten der Kirche gedacht, im barocken Stil mit gesprengtem Giebel im mittleren Joch, zur Straße hin, angebracht. Eine lateinische Inschrift über diesem Tor lautet, auf deutsch übersetzt: Siehe die Viandener Bürger haben diesen Eingang gesetzt, er sei dem dreieinigen Gott ein heiliges Tor.

Durch die Aufhebung des Klosters wurde, außer einer Wendeltreppe (1786) als Aufgang von der Kirche her zur Empore, die Errichtung der noch heute bestehenden Sakristei unumgänglich (1790, wie auf dem Schlußstein des Türsturzes eingemeißelt ist); vorher war eine solche nicht notwendig, diente doch ein Raum im Kloster selbst für diese Zwecke.

Um nicht gleich auf die Straße beim Verlassen der Kirche zu gelangen, wurde 1727 der Eingang an der schmalen Westseite erweitert und zum heute noch benutzten Eingangsportal bestimmt, welches in späteren Jahren immer wieder Umänderungen über sich ergehen lassen musste, als einstweilen letzte im Jahr 1965.
Um die vorige Jahrhundertwende entsprach der Fußboden nicht mehr moderner Auffassung und die alten Steinplatten mussten einem Terrazzobelag weichen (1906). Spätestens bei dieser Gelegenheit wurde das Niveau angehoben, wohl um der Feuchtigkeit besser Herr zu werden. Vorher schon wurde die Empore über die gesamte Breite der Kirche erweitert, wobei die hierfür benötigten Baluster in gelbem Sandstein hergestellt wurden, im Jahr 1857.

Von 1988 bis 1990 schließlich kam es zu einer großangelegten Renovierung, welche als äußerst vorteilhaft bezeichnet werden darf. Der Fußboden, in welchem ein elektrische Heizung angebracht wurde, bekam wieder seinen Steinplattenbelag auf ursprünglichem Niveau, bedeutende statische Absicherungen kamen zustande, für den Besucher aber nicht sichtbar.

1952 wurden unter dem kunstsinnigen Dechanten Théodore Lesch neue Farbfenster im linken Schiff zur Straßenseite hin angebracht, welche damals von nicht wenigen kritisiert wurden, doch bis heute durch ihre künstlerische Qualität bestechen.

Die Innenausstattung:

In vielen Kirchen sind prachtvolle Altäre ein wesentlicher Bestandteil der sakralen Ausstattung, und das trifft auf die Viandener Trinitarierkirche in besonderem Maße zu.

Der künstlerisch wertvollste, auch der älteste, ist der Sakramentsaltar, 1620 geschaffen in der Trierer Werkstatt des bedeutenden Bildhauers Hans Rupprecht Hoffmann, unter dem Minister Georgius Engelbert. Gleich drei Kunstrichtungen sind an ihm zu sehen, ist doch der Unterbau, der Stipes, ein gotischer Sarkophag aus der Kirche selbst, wie auch bei den zwei Nebenaltären; alle drei dürften übrigens Grabtumben aus der Kirche sein. Der Retabel, der Altaraufsatz, ist im Renaissance-Stil gefertigt, doch wurde später der mittlere Teil durch einen holzgeschnitzten Rokoko-Tabernakel mit einer Ädikula darüber ersetzt, eine wundervolle Arbeit zwar, doch ist die ursprüngliche Harmonie etwas gestört dadurch.

Der sogenannte Hochaltar im Chor der Viandener Trinitarierkirche wurde im Jahr 1758 vom luxemburgischen Kunstschreiner Michel Weiler gestaltet, unter Minister Chrisostomos Fischbach. Es ist ein an Rokoko-Schönheit nicht zu übertreffendes Meisterwerk, in prächtiger Art und Weise die Dreifaltigkeit darstellend.

Ein weiteres Prunkstück, dem letzten Minister des Viandener Klosters, Chrisostomus Lorent zu verdanken, ist das Chorgestühl (von 1769), wohl von einem begabten Klosterschreiner (Bruder Veith aus St. Vith?) geschnitzt. Die Dorsalen muten einen wie ein Musikorchester an, mit Geigen, Trompeten, Flöten und Pauken, wobei als Besonderheit die eine Seite das Spiegelbild der gegenüberliegenden ist.

Wird hier Musik zum Lob Gottes nur dem Auge dargeboten, so kann der Kirchenbesucher die Orgel, die Königin der Instrumente sehen und hören, eine Königin, welche schon manches über sich ergehen lassen musste, sowohl hinsichtlich Standort als auch betreffend Umänderungen und Ergänzungen. Gebaut im Jahr 1693, kam sie genau 300 Jahre später wieder an ihren ursprünglichen Platz zu stehen, in der damaligen Anordnung des Prospektes. Leicht goldfarben gefasst, erhebt sie sich majestätisch, als wäre sie von unten herauf gewachsen. Sie ist eine wirkliche Königin, über allem erhaben.
Plump und düster wirkt die barocke Kanzel, welche sich ursprünglich in der Kathedrale in Luxemburg befand, dann nach Echternach in die Basilika gelangte, um schließlich 1950 in der Trinitarierkirche ihren Platz zu erhalten.

Eine mittelalterliche Kostbarkeit sei bis zum Schluss aufgehoben, das Grabmal der Maria von Spanheim, der einzigen und zugleich letzten Gräfin von Vianden. Seit der Renovierung der Trinitarierkirche steht es an gebührendem Platz im linken Seitenschiff. Maria verstarb im Jahr 1400 und fand ihre letzte Ruhestätte hier. Sie ist als Liegefigur dargestellt, ihre Huldigung kann der Betrachter beim Umgehen in gotischer Schrift ablesen. Sie, Maria von Vianden, verheiratet mit Graf Simon von Sponheim (Spanheim), war die letzte des Viandener Grafengeschlechtes welche diesen Namen trug. (Der erste war Graf Bertolf, um 1090, soweit bekannt ist.)

Text: Ernest Theis (c)

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